Person

Dr. Bernhard von Mutius

Die Kunst des Neuanfangs

1949

Kindheit

Ich bin am 7. Mai 1949 in Heidelberg geboren. Im Jahr der Gründung der Bundesrepublik. Ich habe die ersten Jahre ein lebendiges, weltoffenen Haus erlebt mit Studenten, die aus vielen Länden kamen. Mein Vater war hier Studentenpfarrer. Dann der Wechsel nach Bad Godesberg. Humanistisches Beethoven-Gymnasium in Bonn. Oben ein strenges Reglement. Unten der Kunstkeller, die kreative Welt von Günther Scholl. Joseph Beuys hat diesen Keller die „Organstation“ genannt. Ich habe von beiden Welten viel gelernt.

1970 – 1980

Engagement

Nach dem Abitur praktisches Engagement in der Studentenbewegung. 1970/71 das jüngste Vorstandsmitglied des Verbandes Deutscher Studentenschaften (VDS). Nach dem Rückzug aus der aktiven Hochschulpolitik lebe ich auf dem Land in Dierdorf (Westerwald) und konzentriere mich auf Freunde und auf das Studium. Politische Wissenschaften und Ökonomie, Geschichte, Philosophie. Dabei hilft mir die große Bibliothek meines väterlichen Freundes Wanja von Heiseler. Auch hier Weltoffenheit. Es wird Neues praktisch ausprobiert, diskutiert und musiziert. Nebenbei schwimme ich viel. Ich bin im Männergesangverein Dierdorf 1839 Meisterchor von Rheinland Pfalz und organisiere den internationalen Austausch. 1978 Promotion bei Iring Fetscher in Frankfurt a. M. über Rosa Luxemburg.

1980 – 1985

Brüche und Neuanfang

Nach der Promotion Lehraufträge in politische Wissenschaften und Philosophie, publizistische Tätigkeiten, Reportagen über Wagner, Bayreuth, deutsche Geschichte und das Cantiere Internazionale d´Arte in Montepulciano. Bald darauf der Bruch mit manchem, was vorher wichtig war. –
Neuanfang, Lehrjahre im Business und in der Beratung u.a. bei Gruber, Titze und Partner, später Gemini-Group. Viele praktische, dialogische Erfahrungen. Konzeptionelle Arbeiten für namhafte Hersteller, für BMW, Varta, Behring etc. Für BMW habe ich viele Jahre mit unterschiedlichen Aufgaben gearbeitet.

1985 – heute

Business und Transformation

Ich schreibe Unternehmensgeschichten, Technikgeschichten, Biographien, führe Werte- und Zukunftsdialoge und koordiniere Changeprojekte. Zukunft und Veränderung werden organisch zu den wichtigsten Themen. Und immer geht es dabei um Führung und Zusammenarbeit, um Menschen, die mitgestalten wollen. Von Vorständen bis zum Pförtner. Für jedes zweite der zehn größten deutschen Unternehmen habe ich in meinem Leben gearbeitet. Und für andere. Darunter führende Automobilfirmen, Chemieunternehmen, Zulieferer, Versicherer, Banken, Telekommunikations-, Logistik- und Flugkonzerne. Hinzu kommen Pioniere aus dem deutschen Mittelstand und der IT-Industrie. Aus dem globalen Reich der Datenplattformen und aus der Welt der engagierten ökologischen Vorreiter.

1989 – heute

Der Bergweg

Parallel entsteht neben der Praxis einen zweiter, wichtiger Lebensstrang: Mit der Gründung des Bergweg-Forums 1988/89 beginnt eine Phase der interdisziplinären Forschung, des Aufarbeitens von Erkenntnissen des 20. Jahrhunderts. Von der theoretischen Physik über die Hirnforschung bis zur Systemtheorie. Heinz von Foerster, Carl Friedrich von Weizsäcker Francisco Varela, Humberto Maturana gehören zu den Akteuren. Sie hinterlassen Spuren. Die beiden erstgenannten werden Ehrenmitglieder des Bergweg-Forums.  Hinzu kommen Günter Küppers, Wolf Singer, Fritz B. Simon, Michael Hutter, Max Schön, Hermann Scheer, Hannelore Schlaffer und viele andere.

Ein Gespräch zwischen Christiane Floyd und Heinz von Foerster eröffnet 2004 den Band „Die andere Intelligenz“. Komplexität, Selbstorganisation, Energiewende und Wege ihrer Realisierung sind Themen, die bis heute aktuell sind. Und: Der Dialog, das Zuhören, das gemeinsame Herausfinden im Gespräch. Ohne Zeitdruck. Viele Teilnehmer sprechen noch heute über Gespräche, die vor Jahren stattfanden.

1990 – heute

Menschen und Ideen zusammenführen

Der Bergweg ist Inspiration für andere Foren und Lernformate, die ich begleite: Johannisberger-Gespräche, Stuttgarter Management-Symposien mit dem IAO, Zukunftsakademie auf Schloss Freudenfels, Leadership-Foren auf der Elmau, Learning Journeys, Potsdamer Gespräche. Denken der Zukunft, Orientieren in ungewissen Zeiten, Nachhaltigkeit, Zusammenführen von Menschen und Ideen sind der roter Faden. Zugleich geht es fast immer um Fragen der Führung und Transformation, der Vernetzung, der guten Zusammenarbeit, der guten Einfachheit. Das spiegeln die Bücher, die flankierend entstehen: „Die Kunst der Erneuerung“, „Die Verwandlung der Welt“, „Die Schönheit der Einfachheit“.

1996 – heute

Soziale Kooperationen

Aus den Gesprächen gehen praktische Initiativen hervor. Zum Beispiel: Die Gründung der Initiative Unternehmen: Partner der Jugend (UPJ). Die Idee: Brücken bauen, Spaltungstendenzen in der Gesellschaft zuvorkommen, soziale Kooperationen über Grenzen hinweg ermutigen und fördern. 1996 in Dresden der Startschuss. Selbstorganisiert. Da bauen alle Teilnehmer:innen zum Schluss tatsächlich eine Brücke. Über die man gehen kann. Heute Ist UPJ das große Netzwerk für Corporate Social Responsability, soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit in Deutschland. Eigentlich zwei miteinander verknüpfte Netzwerke: Ein Netzwerk namhafter Unternehmen wie BMW, DHL oder SAP und ein Netzwerk von gemeinnützigen Organisationen und Mittlerorganisationen aus den Kommunen. Im Sommer 2022 halte ich in Berlin den Festvortrag zum 26-Jährigen Bestehen

2000 – heute

Vernetzung

Die Verwandlung der Welt. Das ist das Thema. Heute nennen wir es Transformation. Darüber tausche ich mich aus.  In Berlin, Dresden, Wolfsburg, München, Genf, in New York oder in San Francisco. Gespräche mit innovativen Köpfen, sozialen Entrepreneur:innen, Politikern und erfahrenen Machern.  Ohne diese Gespräche könnte ich selbst nicht darüber reden oder schreiben. Im Herbst 2000 erscheint dieser „Dialog mit der Zukunft“ bei Klett-Cotta. Das erste vernetzt geschriebene Buch über die digitale Transformation, die damit verbundenen Herausforderungen, Befürchtungen und Hoffnungen. Es nimmt vieles vorweg, was uns heute beschäftigt. Von der zunehmenden Migration und dem um sich greifenden Gefühl „Wir werden der Probleme nicht mehr Herr“ bis zu zu den Chancen auf dem Weg zu weltweiten gemeinschaftlichen Problemlösungen.

2009 – heute

Begegnungen

Es kommt ein Anruf von Max Schön, Präsident des Deutschen Club of Rome: Ob ich zur Gründung der Club of Rome Schulen kommen könnte? Mit einem Impuls über das vernetztes Denken? Ich sage gerne zu, lernend von den CoR-Schulen, den Schülern und Schülerinnen. Und ich gestehe mein Nichtwissen. Ich weiß weniger als die Experten. Vielleicht kann ich fragend etwas beitragen? Wenig später ein Anruf von Uli Weinberg, HPI School of Design Thinking. Er und Claudia Nicolai von der Leitung der D-School fragen, ob ich Lust hätte, in das Teaching Team zu kommen. Ich sage zu, auch wenn ich kein ausgebildeter Design Thinker bin. Ich lerne von den kreativen Studentinnen und Studenten aus der ganzen Welt. Man lernt, wenn man lehrt und dabei zuhört. Und Lernen heißt erfinden, wie Piaget einmal sagte. Das sind die „Miracles of Thinking“.

2017 – heute

Leben

Mancher redet in diesen Tagen von Disruption. Ich frage mich: was ist eigentlich das Denken dahinter? Sind wir mental darauf vorbereitet? Auf eine Welt der großen Brüche und Umbrüche? Ich schreibe meine Gedanken dazu auf. „Disruptive Thinking“ erscheint. Darüber spreche vor unterschiedlichen Auditorien. Von den Personalverantwortlichen des Deutschen Heeres bis hin zu europäischen CEO´s im Headquarter von Google. Ich arbeite mit vielen Mittelständlern: Die digitale Transformation ist zugleich eine soziale und eine kulturelle. Es bestätigt sich in der Zusammenarbeit mit Daten- und KI-Spezialisten. Das wird nicht aufhören. Wir kommen nicht wieder in ruhiges Fahrwasser. Und wir brauchen noch einen anderen Zugang zu unserer Kreativität. Zu unseren inneren Ressourcen. So entsteht das Buch „Über Lebenskunst in unsicheren Zeiten“. Er erscheint im Frühjahr 2023.

2023 – heute und morgen

Mut zu Lösungen

Etwas weitergeben vom Erfahrungswissen. In Kooperation mIt Silke Edelmann und Peter Edelmann, mit Marco von Münchhausen, Keith Ulrich, Herbert Schreib und anderen. Im lebendigen Austausch. So entsteht die Vier Jahreszeiten Akademie. Neue Perspektiven. Neue Kräfte. Und es entsteht CARLO. Nach Hans Carl von Carlowitz, auf den der Begriff der Nachhaltigkeit zurückgeht. Zukunftssicherung durch Nachhaltigkeit und Innovation. Gemeinsam etwas entstehen lassen, das uns stärkt. Hannah Arendt hat einmal gesagt „Das Wagnis ist: Wir fangen etwas an; wir schlagen unseren Faden in ein Netz von Beziehungen. Was daraus wird, wissen wir nie.“

„Wer der Schnellste sein will, muss sich viel Zeit nehmen, es zu werden“